DJAKOVICA / PRISTINA. Nicht für alle Serben war das orthodoxe Weihnachtsfest am 06. Januar ein Besinnliches. Für 40 Flüchtlinge aus Djakovica, der mit etwa 95.000 Einwohnern fünftgrößten Stadt des Kosovo, endete die Reise in ihre alte Heimat am Heiligen Abend in einer Katastrophe. Hier, von wo sie im Juni 1999 während des Kosovo-Krieges flüchten mussten, wollten sie gemeinsam mit den Nonnen des hiesigen orthodoxen Klosters das Weihnachtsfest feiern. Was dann geschah, beschreibt Djokica Stanojevic, Leiter einer Gesellschaft vertriebener Einwohner aus Djakovica.
Eine Gruppe von Albanern, die bereits direkt am Eingang zur Kirche wartete, griff den Bus trotz bereitgestellter Polizeieskorte mit Steinen an. Dabei wurde der Fahrer verletzt. Der Zutritt zur Kirche wurde verwehrt, wodurch den Serben auch das traditionelle Verbrennen der jungen Eichenzweige, des so genannten Badnjak, unmöglich gemacht wurde. Der Badnjak symbolisiert das von den Hirten gebrachte Holz, das Joseph entzündete um die Hütte zu erwärmen, in der Jesus geboren wurde…
Stanojevic verurteilte den Übergriff und stellt fest, dass es nicht der erste dieser Art war. Bereits ein Jahr zuvor ereignete sich ein ähnlicher Vorfall. Auch der kosovarische Arbeitsminister Aleksandar Jablanovic, einer von drei ethnischen Serben im Kabinett von Ministerpräsident Isa Mustafa, äußerte sich zu den Ereignissen, bezeichnete verschiedenen Medienberichten zufolge die Angreifer als „Wilde“. Dies wiederum ließ den Vorwurf eines zu nachgiebigen Umgangs der Regierung mit dem serbischen Nachbarn laut werden und sorgte für Proteste der albanischen Bevölkerung. Vorläufiger Höhepunkt dürften dabei die schweren Ausschreitungen am vergangenen Dienstag in der Hauptstadt Pristina sein, in deren Folge auch 56 Polizisten verletzt wurden.
Eine von verschiedenen Oppositionsparteien organisierte Demonstration, bei der unter anderem auch der Rücktritt Jablanovics gefordert wurde, endete in einer mehrstündigen Orgie der Gewalt. Die Protestler warfen Steine und Molotow-Cocktails auf Regierungsgebäude und Spezialeinheiten der Polizei. Diese reagierte mit Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschossen auf die Ausschreitungen. Mehr als 100 Demonstranten wurden in Gewahrsam genommen. Die von Isa Mustafa und Hasim Taci, den Führern der Regierungsmehrheit geschaffenen und angehäuften Probleme könnten nicht von der Polizei gelöst werden, postete daraufhin der ehemalige UÇK-Kommandant und heutige Führer der Allianz für die Zukunft des Kosovo, Ramus Haradinaj, auf Facebook. Unmittelbar nach dem Gewaltausbruch kündigten die Organisatoren die Fortsetzung ihrer Proteste an, bis zum Rücktritt des Ministers. Dieser bat nach Informationen des SPIEGEL mittlerweile um Entschuldigung für seine Äußerungen.
Wo bleibt der Aufschrei der internationalen Gemeinschaft? Wann werden die Vertriebenen aus Djakovica und mit ihnen alle anderen Serben im Kosovo ihre grundlegenden Rechte – das Recht auf Leben, Rückkehr, sich frei zu bewegen und sich offen zu ihrer Religion zu bekennen – ohne Angst vor derartigen Übergriffen wahrnehmen können? Der Leiter der OSZE-Mission im Kosovo, Jean-Claude Schlumberger, ließ lediglich wissen, die Menschen hätten ein Recht darauf zu protestieren. Sie sollten ihre Meinung nur friedlich äußern.
Quelle: YouTube
Die Kommentare sind deaktiviert.