In ihrer aktuellen Ausgabe berichtet die Wochenzeitung Jedinstvo (Einigkeit), in einem Beitrag auch über unseren diesjährigen Mai-Einsatz.
Von der Europäischen Solidaritätsfront für Kosovo
Am Montag, den 15. Mai, reiste der junge Deutsche Maik Müller von der Europäischen Solidaritätsfront für Kosovo aus dem fernen Dresden an. Mitgereist sind noch drei weitere Deutsche und in Belgrad ist der befreundete Serbe Darko Tomic hinzugestoßen. Wie auch bei früheren Besuchen, war die erste Station der Reise der Ort Banje, in dem die alleinerziehende Mutter Valentina Šapić mit vier Kindern lebt. Diese Familie wurde wie in den Jahren zuvor auch diesmal wieder von Maik und seinen Begleitern unterstützt.
Im Ort Velika Hoča wurden sie von Freunden beherbergt, von wo aus sie ihre geplanten humanitären Aktionen fortsetzen konnten. Sie besuchten den Kindergarten der Grundschule „Svetozar Marković“ in Velika Hoča und überreichten der Schule ihre Unterrichtsmaterial-Spenden.
Am Folgetag besuchte die deutsche Hilfsgruppe den Kindergarten „Naša radost“ in Orahovac, dem auch in diesem Jahr wieder Hygieneartikel und Büromaterial überreicht wurden.
Auch dem Gymnasium in Orahovac wurde ein Besuch abgestattet und jedem einzelnen Schüler Schul- und Schreibmaterial geschenkt. Und die Schuldirektorin Dobrila Vitošević hat eine Geldspende in Höhe von 400 Euro für die Beschaffung von Schränken entgegengenommen.
Die Schüler der Grundschule „Dositej Obradović“ erhielten Schokolade „mit den allerbesten Wünschen“ und Schulmaterial. Die Grundschuldirektorin Suzana Milićević nahm eine Landkarte für den Geografie-Unterricht entgegen.
Unfassbare Kosovo-Realität
Die Gruppe besuchte auch den Friedhof von Orahovac. Dort haben sie die traurige Gewissheit erlangt, dass Grabschändungen vonseiten der Albaner weiter andauern.
„Es ist sowohl für meine Freunde als auch für mich unfassbar, dass selbst tote Menschen keinen Frieden haben können, nur weil sie einer anderen Religion angehören. Das macht mich persönlich zutiefst traurig. Das ist nur eines der vielen sichtbaren Probleme, die die Serben in Kosovo und Metochien haben“, kommentierte Müller.
Maik Müller hat sich im Oktober letzten Jahres in der orthodoxen Kirche taufen lassen. In Kosovo und Metochien hat er viele Freunde gefunden und empfindet diese Region als seine zweite Heimat, wie er sagt.
„Jedes Mal, wenn ich hier her komme, füllt sich mein Herz immer ein Stückchen mehr und ich fühle mich hier wie in meinem zweiten Zuhause. Gestern, als ich meine Taufpatin Jovana besuchte und das Auto vor der Kirche in Orahovac geparkt hatte, schaute ich auf die Kinder, die dort gespielt haben. Ein Mädchen löste sich aus der spielenden Gruppe und lief mir mit ausgestreckten Armen entgegen, um mich zu umarmen. Ich kann auch jetzt nicht die Gefühle beschreiben und erklären, die ich in diesem Moment empfand. Solche Momente lassen sich nicht beschreiben. Meine Freunde waren überrascht und entzückt über die Liebe dieses kleinen Mädchens und auch der anderen Kinder, die uns hier empfangen haben.“
„Hier sammle ich die Geschichten, die wir in Deutschland nicht in den Nachrichten finden können. Dort teile ich meine Eindrücke und Erlebnisse, und wecke bei den Menschen das Interesse, mehr über das Leben hier zu erfahren und sogar, mit her zu kommen. Kosovo und Metochien haben mein Leben verändert. Ich habe mich nach meinen Besuchen hierher in der orthodoxen Kirche taufen lassen. Und als ich im Oktober letzten Jahres hier gewesen bin, habe ich meine Freunde mit in das Kloster Visoki Decani genommen und dort wurden wir vom Klostervorsteher, Vater Sava, herzlich empfangen. Er hat sich für uns Zeit genommen und mit uns über die Probleme des Klosters und der Mönche, aber auch die generellen Probleme der Serben in Kosovo und Metochien gesprochen. Er lud uns zur Tafel, an der wir mit den Mönchen zusammen gegessen haben“, erzählte uns Maik.
Voller Eindrücke
Maiks Mai-Fahrt nach Kosovo und Metochien begleiteten Beatrice Koch und Dave Trick aus Neuruppin sowie Julia Pölzing aus Brandenburg. Dies ist die erste Reise nach Kosovo und Metochien für die drei.
Wie der Besuch auf sie gewirkt habe, beantwortete Beatrice Koch folgendermaßen:
„Für mich ist dies ein emotionaler Schock. Ich kann nicht glauben, dass man im Herzen Europas so lebt, dass jemand unter diesen Bedingungen und Umständen leben muss. Besonders getroffen hat mich die Situation der Kinder. Ich selbst habe eine Tochter und als ich gesehen habe wie die die Kinder hier mit der Situation umgehen, wie sie spielen, hat es mich sehr traurig gemacht. Ich hatte den Wunsch, etwas aus meinem Leben mit den Kindern zu teilen, zumindest etwas Materielles, um das Leben der Kinder zumindest etwas erträglicher zu machen. Etwas, das mich zudem beeindruckt hat ist das Verhalten der Menschen hier, die Gastfreundschaft. Jeder möchte uns zu sich nachhause einladen, sich mit uns unterhalten, uns umarmen – und trotz aller Ereignisse wird gelacht und gesungen. Das alles hat mich zu Tränen gerührt. Ich denke, dass meine Tränen mehr sagen als Worte.“
Julia teilt die Meinung von Beatrice und ergänzt, dass die Menschen in Deutschland wenig über das Leben der Menschen hier wüssten, aber dass sie sich gerne bemühen werden, zumindest einen Teil dessen zu verändern:
„In Deutschland interessiert sich die Mehrheit nicht für die Politik und auch nicht so sehr die Welt um die herum. Die meisten gehen arbeiten, essen, trinken und wieder schlafen…
Wenn wir zurückkehren, werden wir versuchen, einige davon aufzuwecken und ihnen die Wahrheit vor Augen zu führen.“
Auch Dave hat die Gesamtsituation traurig gestimmt. „Ein paar Tage sind nicht genug“, wie er sagte, „um alle gewonnenen Eindrücke zu sammeln.“ Aber einige Dinge haben ihn besonders getroffen: „Die gesamte Lage stimmt mich traurig. Natürlich bin ich das erste Mal hier und die wenigen Tage sind nicht ausreichend, um in der kurzen Zeit alle Eindrücke und Erlebnisse zu sammeln, aber eines lässt sich sagen: Die Menschen hier sind großartig, ich fühle mit ihnen.“
Olivera Radić
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